Mitteilung des offenen antifaschistischen Treffen Mannheims zum Angriff am 31. Mai auf dem Mannheimer Marktplatz
Wir haben lange überlegt, wie wir mit dem gestrigen Vorfall in unserer Stadt umgehen sollen. Auch, da es sich sowohl bei dem Angegriffenen, ein bekannter und bundesweit vernetzter Rassist, sowie dem Angreifer, mutmaßlich islamistisch motiviert, um Personen handelt, die als Anhänger rechter, reaktionärer Ideologien unsere entschiedenen politischen Gegner sind.
Dennoch halten wir es besonders in Anbetracht der massiven Reaktionen von rechts für notwendig, diese Mitteilung zu veröffentlichen. Von einer ausführlichen politischen Analyse sehen wir an dieser Stelle ab, da wir dies aktuell weder als zielführend noch gewinnbringend erachten.
Gestern, den 31. Mai, fand auf dem Mannheimer Marktplatz eine Kundgebung des rassistischen Vereins „Bürgerbewegung PAX Europa e.V.“ statt. Dessen bekanntes und kalkuliertes Vorgehen ist es, auf ihren Veranstaltungen durch islamfeindliche und rassistische Aussagen die umstehenden Zuhörerinnen zu provozieren. Aus den daraus resultierenden Reaktionen und Wortwechseln, die dauerhaft Live auf verschiedenen Plattformen gestreamt werden, will „PAX Europa“ politisches Kapital schlagen und eine antimuslimisch-rassistische Stimmung in der Bevölkerung erzeugen.
Während einer solchen Kundgebung in Mannheim wurde Michael Stürzenberger, rassistischer Ideologe, Vorreiter der identitären und kulturrassistischen Rechten sowie einstige Größe der rechtsextremen PEGIDA-Bewegung, von einem Angreifer aus mutmaßlich islamistischen Motiven mit einem Messer attackiert. Bei diesem Angriff sind insgesamt sechs Personen verletzt worden, eine davon lebensbedrohlich. Stürzenberger selbst meldete sich nach der Tat noch am Abend per Telegram aus dem Krankenhaus zu Wort und erklärte sein Team sogleich zu „Helden des patriotisch-islamkritischen Widerstands“.
Wir widersprechen in diesem Zusammenhang der allgemeinen Berichterstattung, die Stürzenberger als „Anti-lslam-Aktivisten“ oder „Islamkritiker“ verharmlost.
Stürzenberger und „PAX Europa“ sind Rassistinnen, die Seite an Seite mit Faschistinnen und Neonazis rechtsextreme Politik machen. Eine diesbezüglich umfassendere, mit Belegen versehene Analyse zu Stürzenberger und „PAX Europa“ ist bereits gestern auf antifa-info.net veröffentlicht worden.
Wichtig ist uns außerdem: All das heißt nicht, dass wir es befürworten, wenn Islamist:innen auf offener Straße ihre politischen Gegner angreifen.
Wir werden uns aber niemals auf eine rassistische Hetze einlassen, die es so darstellt, als wäre der Islam die entscheidende Charakteristik hinter einer solchen Tat und damit Millionen von Muslim:innen rechtem Hass preisgibt. Die entscheidende Charakteristik des Angriffs ist eine reaktionäre Ideologie- wie auch Stürzenberger sie selbst vertritt und seit Jahren aktiv propagiert.
Eines steht fest: Diese Tat wird von zahlreichen Akteur:innen des rechten Spektrums instrumentalisiert und für die eigene rassistischen Agenda genutzt.
Es ist offensichtlich, dass besonders die extreme Rechte, erst recht vor den anstehenden Wahlen, politisches Kapital aus dem Angriff schlagen will: So sind in den kommenden Tagen bereits mehrere rechtsextreme Versammlungen in Mannheim angekündigt, die wir als Antifaschist:innen selbstverständlich nicht unwidersprochen lassen wollen. Das heißt für euch: Folgt Informationen zu unserem Gegenprotest, bleibt aufmerksam und achtet auf Ankündigungen. Auch die rassistische Hetze gegen Migrantinnen, Geflüchtete und Musliminnen, wie sie bereits jetzt alltägliche Realität ist, wird in den kommenden Tagen und Wochen – angefeuert durch einen undifferenzierten und hasserfüllten Diskurs, geprägt durch rechte Stimmungsmache – weiter zunehmen. Es ist unser aller Aufgabe, dieser realen Gefahr entschlossen zu begegnen. Lasst uns die Narrative, die Lügen und die Hetze von Rechten und Rassistinnen auch und erst recht jetzt konsequent bekämpfen, ihnen keinen Raum und keinen Meter lassen.
Wir stehen vereint und solidarisch an der Seite aller Betroffenen von Rassismus und Islamfeindlichkeit.
Lasst uns weiter antifaschistisch kämpfen: Gemeinsam gegen Fundamentalismus und Faschist:innen, gemeinsam gegen Rechte, Rassismus und Reaktion.